Lüneburg, 06.05.2013

Vierte, letzte und schlimmste Chemo. HURRA, ich habs geschafft!

Die Zeit rennt. Irgendwie gingen die letzten Wochen an mir vorbei. Der aktuelle Stand ist jetzt halt, dass ich meine vierte und somit auch letzte Chemo hinter mir habe. Da hat man drei schon weggesteckt und denkt sich: “Schlimmer kann’s ja nicht werden”, aber weit gefehlt! Nach der vierten ging’s mir richtig schlecht. Ich war an einem Punkt, an dem ich nicht mal mehr in den Spiegel sehen mochte – denn den, den ich sah, kannte ich nicht, da war kein ICH mehr. Mir war schlaff und schläfrig, aber auch extrem kotzübel.

Kurz gesagt, um nicht zu jammern: ich war der wandelnde Tod. Mir ist der Bart abhanden gekommen, plötzlich fiel er aus. Sonst ist alles an Behaarung geblieben, soweit ich das Gewuchere überblicken kann. Am schlimmsten waren meine Augen. Sie waren so blässlich wässrig, so glupschig – so chemisch halt. Das allerschlimmste waren allerdings die angegriffenen Nerven. Das Kribbeln in den Fingern und den Füßen war sehr unangenehm. Na ja, und dann Durchfall, Hautausschläge, ständiges Frieren und einfach so ein Gefühl, als wäre mein Blut nicht flüssig, sondern ein zäher Brei, der durch meinen Körper schleimt. Ich muss sagen, das war alles echt schlimm. Nun sitze ich hier und es geht mir blendend, außer das ich etwas müde bin.

Ich habe es geschafft, ich habe die Chemo überstanden.

Von meinem ungebetenen Gast ist auch nicht die Spur zu spüren. Ich kann essen, trinken und alles ohne Schmerzen oder sonstigen Beschwerden, die ich vor der Behandlung hatte. Was nun Sache ist und wie es weitergeht, werde ich hoffentlich morgen alles genau erfahren. Dann wird noch mal ein Blutbild gemacht und ich kann mich mit dem Onkologen genauer unterhalten…

Ich werde wohl demnächst im Krankenhaus genau durchgecheckt. Dann wollen die mich echt aufschneiden und mir den halben Magen nehmen und etwas von der Speiseröhre.

Der Gedanke gefällt mir gar nicht! Ich werde mir anhören, was die Ärzte so meinen, nachdem nochmals in meinen Magen gesehen wird. Vielleicht ist ja auch alles weg und alles ist gut.

Wir werden sehen. Nur eines ist sicher:  wenn es möglich ist, gibt es für mich keine OP… Das wäre mein berufliches ENDE… Deshalb wird eine zweite Meinung von mir eingeholt. Ich will wissen, ob es wirklich so notwendig ist, wie es mir bisher klar gemacht werden sollte. Ich will sehen, abwarten und Tee trinken und natürlich weiterleben und vor allen Dingen überleben…

Bin ich froh und dankbar, dass ich einfach nicht kleinzubekommen bin.