Krankenschwester macht sauberWenn man in dieser Situation steckt wie ich gerade mit dem Krebs, erscheint einem alles in einem völlig anderem Licht. Man selbst ist voller Hoffnung und Glauben an sein weiteres Dasein auf dieser Erde. Dein Umfeld macht sich Sorgen. Das ist für mich das schwerste Thema meiner Erkrankung. Am stärksten spüre ich dennoch Hoffnung, auch in meinem Umfeld. Bin dankbar dafür, dass ich so viele gute und wunderbare Freunde habe. Ich bin also absolut nicht allein.

Es ist auch sehr interessant zu erfahren, wie andere über Krebs denken. Die glücklichen “Nicht-Betroffenen” können es sich niemals wirklich vorstellen, wie es ist, so krank zu sein. Alles ist plötzlich anders. Stand ich doch gestern noch in meiner Küche und habe gewissenhaft meine Menüs gekocht. Heute stand ich vor der Entscheidung: “Mache ich ‘ne Chemo oder mache ich keine?” Laufe von Arzt zu Arzt, höre von vielen Menschen verschiedene Meinungen. Jeder Einzelne sieht von seinem Standpunkt der Dinge anderes: von “Klar, ohne Frage, mach ‘ne Chemo”, über “Nein, bloß nicht! Lass die Finger davon!” bis hin zu dem Tipp, dreimal den Rosenkranz zu beten und zu hoffen.

Nun stehe ich da – und heute habe ich mich dazu entschieden, die Chemo zu machen und danach die OP.

Über die Chemo habe ich sehr ernsthaft nachgedacht, bin mir auch der Nebenwirkungen sehr bewusst. Ich vertraue der Naturmedizin, ich glaube auch an Selbstheilung.
So bin ich halt. Jetzt habe ich dann erkannt, dass ich in einer sehr ernsten Sache stecke. Ich habe seit Mitte Dezember bis zum heutigen Tag 14 kg an Gewicht verloren. Bin unterernährt, weil ich mit Krebs in der Speiseröhre nicht essen kann. Es geht mittlerweile gar nichts mehr durch und ich habe sehr oft auch nicht so angenehme Schmerzen. Was ich esse, kotze ich seit zwei Tagen auch gleich wieder aus. Ich kann nicht mal meinen geliebten Apfel essen. Der Krebs, der in mir sein Unwesen treibt, ist halt einer der üblen Sorte… Er hat sich tief reingefressen und schon den Magen erreicht. Das Gute daran ist, dass alle anderen Organe nicht betroffen sind. Er hat nicht gestreut.
Ich habe nun auch mit einigen Ärzten gesprochen, die bisher alle durch die Bank weg sehr aufgeschlossen und ehrlich zu mir waren.

Also ist es nun so, das ich am nächsten Donnerstag mit der Chemo beginne. Dann bekomme ich im Abstand von 14 Tagen vier Mal den brutalen Mix von Medikamenten, deren Namen ich mir wohl niemals merken kann. Dazu habe ich mich entschieden, denn Entscheidungen kann man nur mit sich selber machen und ich kann den Gegnern der Chemo garantieren, dass ich diese Behandlung nun ganz bewusst gewählt habe. Weil ich wahrscheinlich Angst habe, dass ich nicht mehr lange lebe, wenn ich jetzt nicht sofort diesen Schritt gehe. Das hat mir kein Arzt eingeredet. Das ist, was ich fühle – und dass Krebs in meiner Form leider kein Schnupfen ist.

Ich denke, wenn ich mit wachem Geist und Vertrauen in mich selber diese Therapie mache, dass es ein gutes Ende für mich nehmen wird. Das ist es jedenfalls, was ich mir wünsche.

An diese Geschichte gehe ich relativ angstfrei ran. Die Angst, die ich heute habe, dass ich verhungere, weil ich so gar nichts mehr essen kann, ist größer.

Langsam stellt sich auch eine finanzielle Katastrophe ein. Krankengeld beantragen dauert halt. Mein Ex-Arbeitgeber schuldet mir auch fast noch 1.9oo Euro, denkt aber nicht im Traum daran zu zahlen. Da bist du krank und musst dich auch noch um so einen Scheiß kümmern!