Diese Frage wird wohl bei jedem, der die Nachricht einer schlimmen Krankheit erhält, zur “Frage aller Fragen”. Ich habe gelesen, dass bei vielen Freunden eine Welt zusammengebrochen ist. Ich habe von Todesängsten gelesen, vom Zusammenbruch der Persönlichkeit, Verlust der Arbeit, finanziellen Nöten und so weiter und so fort. Für mich ist das alles negatives Denken. Ich nahm die Nachricht meiner bösartigen, ernsten Erkrankung völlig gegenteilig auf.

Der Arzt war noch recht jung und kam mit ernstem Gesicht an mein Krankenbett.

“Tja, Sie haben einen bösartigen Speiseröhrenkrebs, der schon recht weit auch in den Magen gewandert ist!”

Maren fing an zu weinen, der Arzt machte einen betroffenen Eindruck. Ich habe nur gedacht: “OK! Na denn mal herzlich willkommen. Aber nun musst du etwas tun, damit der ungebetene Gast sich wieder verabschiedet. Sofort nahm ich den Kampf auf, wie man so schön sagt. Von der ersten Sekunde der niederschmetternden Nachricht an, hatte ich den Entschluss gefasst, dass ich mich nicht davon unterkriegen lasse. Vielmehr hat sie mich stärker gemacht.

Ich sehe dem Krebs schon sehr positiv ins Auge, weil ich nun mal ein hoffnungsloser Optimist bin. Ich kann nicht anders. Klar habe ich trotzdem viel falsch gemacht. Bestimmt aber sehe ich einfach keinen Grund dafür, mich deshalb nicht mehr zu lieben. Der Krebs ist für mich eine Gelegenheit, einfach einmal tiefer in mich hineinzugehen: warum es mich getroffen hat, wie es sich in den letzten zwei Jahren entwickelt hat. Natürlich auch in der Zeit davor: rebellische Jugend, ungesunde Ernährung, Alkohol und Mengen von Haschischzigaretten waren in jüngeren Jahren ja auch immerzu vorhanden.

Im Dezember 2006 bekam ich ein sehr interessantes Buch in die Hand. Es lehrte mich Selbstliebe und Seelenfrieden. Noch heute bin ich dankbar, dass dieses Buch den Weg zu mir gefunden hat. Darauf komme ich allerdings etwas später zurück. Allerdings lebe ich seitdem aus dem Herzen. Jedenfalls habe ich es lange und immer wieder üben müssen. Aber nach all den Jahren der intensiven Auseinandersetzung bin ich mittlerweile schon recht gut im positiven Denken. Wie auch immer: Ich bin jedenfalls bereit, den Krebs zu besiegen! Wenn ich an eines glaube, dann daran, dass ich noch einige Zeit hier auf Erden verweile.

Dass ich krank geworden bin, liegt in den Hauptursachen:

  • ARBEIT
  • falsche Essgewohnheiten
  • ZIGARETTEN
  • KAFFEE
  • und jede Menge STRESS
  • …und am allerschlimmsten: SELBSTVERNACHLÄSSIGUNG…

Dass ich nun ernsthaft krank bin und einen hammerharten schweren Weg gehen muss, ist aber nun mal so. Ich stelle es nicht in Frage. Ich nehme es einfach an, bin dankbar, dass ich nun so lernen kann, mein Leben anders zu gestalten. Meinen Job habe ich verloren, meine Existenz steht auf dem Spiel. Aber mich treibt einzig und allein der Wille, wieder gesund zu werden. Auf die Ursache meiner Erkrankung komme ich später noch zu sprechen. Auch warum ich die Ursache in meiner Arbeit finde. In dem, was diese Arbeit aus mir gemacht hat: einen positiv denkenden, völlig überarbeiteten, unterernährten, keine “Zeit für sich habenden” Chefkoch. Viel Verantwortung, Arbeit, Druck und und und…

Morgen um 8 Uhr beginnt nun meine erste Chemo. Deshalb will ich heute nicht mehr so angestrengt am PC sitzen. Meine Schulter schmerzt auch von der Mini-OP. Aber es ist schon viel besser als gestern Abend und heute Nacht. Ich habe meinem Körper die Erlaubnis gegeben, den Port anzunehmen. Natürlich bin ich auch noch dabei, all meinen Zellen und Organen, all dem, was da so in meinem Körper wohnt, schon Bescheid zu sagen, dass wir nun einen Gast in uns haben, der mit krassen Mitteln vertrieben werden muss.  Die Selbstheilungskräfte sind also aktiv…
Schauen wir mal. Wenn ich morgen schreiben könnte, wäre das zu schön.

Um 8 Uhr am frühen Morgen beginnt dann also meine erste Chemo. Es dauert bis ca. 14 Uhr am Nachmittag, bis der ganze Mist in mich getropft ist. Dann bekomme ich noch so eine Pumpe um den Hals gehängt. Diese pumpt dann das Medikament 24 Stunden in mich rein. Nach 24 Stunden muss ich wieder hin, dann nehmen die mir das Ding wieder ab. Anschließend habe ich 14 Tage Ruhe.

Ob ich Angst habe? Ich hatte ein, zwei Tage Angst! Jetzt nicht mehr. Ich habe Respekt. Ich habe auch Zweifel. Aber diese Zweifel bestimmen nicht mein Denken. Ich denke eh nur, “ich schaff das schon”… Außerdem beten viele Menschen für mich. Sie schicken mir Beistand und es rollt viel Liebe durch mein Leben. Ich mache sehr gute Erfahrungen, die meinen weiteren Lebensverlauf nicht gerade wenig schön beeindrucken, sehr glücklich machen. Selbst wenn ich sterben sollte, bin ich glücklich gestorben. Es ist besser für einen selbst und das Umfeld, fröhlich und dankbar zu sein, als voller Wut, Misstrauen oder Hass.

Lieber völlig verrückt, als mich den schlechten Gewohnheiten des negativen Denkens hinzugeben. Egal, was da kommt: gute Gedanken bewirken schon sehr viel. Wenn nicht schon fast alles.