Die alten Geister lassen nicht los

Die alten Geister lassen nicht los

Wie ihr alle ja gelesen habt, hat Thomas unter seinem Chemo-Koma zu leiden. “Leiden”??? Ja! Irgendwie doch schon, immerhin ist er diesmal sehr ungeduldig mit sich und seinem Schlafbedürfnis.
Dieses Schlafbedürfnis ist für mich vollkommen verständlich, natürlich und nachvollziehbar. Allerdings habe ich für mich festgestellt, das auch ich darunter “leide”. Mir fehlt mein Gegenüber zum unterhalten, austauschen… Und wenn wir zusammensitzen, habe ich diesmal das Gefühl, dass da eine unsichtbare Wand zwischen uns ist. Ich habe das Gefühl, ihn nicht mehr erreichen zu können. Egal um was es sich dreht. Sei es TV- Programm, Essen über Ostern, Besuch von Freunden, etc. Auch jetzt sitzt er mir gegenüber, sagt keinen Ton, hat vielleicht auch keine Lust sich zu unterhalten. Eventuell mag er mich auch nicht stören, jetzt da ich schreibe. Und da es für mich diese Wand gibt, prallen grad alte Geister auf mich ein. Also kommt auch dieser Kampf nun auf mich zu. Zusätzlich zu meiner ständigen Müdigkeit und dem einen oder anderen körperlichen Wehwehchen. All das kommt hoch, weshalb ich mir vor 2,5 Jahren geschworen habe, NIE!!!!!!!!!!! also wirklich NIE!!!!!!!!! NIE ,NIE ,NIE wieder mit einem Mann aus welchen Gründen auch immer zusammenzuziehen. Ich meine damit dieses “Hinterherputzen”, schnell noch “Klarschiffmachen” bevor Besuch kommt, auch wenn ich vor Müdigkeit fast das Gefühl habe umzukippen, einkaufen, überlegen was wir brauchen, schlechtes Gewissen haben, wenn ich mir mal etwas gönne, haushalten mit den Finanzen etc., etc..

Und da sitzt nun mein liebster Thomas, ist krank und das so richtig – also kein typischer Männer-Schnupfen – sagt keinen Piep, keinen Pap und kein Garnichts… und nun?? Was nun, sprach Zeus, die Götter sind besoffen. Ihn rauszuwerfen kommt für mich überhaupt nicht in Frage!!!! Auch nicht für 1 oder 2 Tage!!

Grad sitzt er via Handy am Internet, juhu!! Ein Lebenszeichen!!!

Aber wenn er dann so stumm da sitzt und vor sich hinstarrt, geht es ihm grad nicht gut. Er träumt nur so vor sich hin. Brütet über Vergangenheit oder Zukunft? Macht er sich Gedanken darum, wie das alles werden soll mit seiner Wohnung? Ich weiß es nicht!!! Nur dass diese von mir gefühlte unsichtbare Wand an meinen Nerven zerrt, ich mich da recht hilflos fühle. Zudem mag ich ihn nun auch nicht immer mit irgendwelchen Fragen nerven.

Also versuche ich meine alten Geister zu bekämpfen, vielleicht schaffe ich es auch mal sie loszulassen…

ALTE Geister

Trotz allem empfinde ich auch eine sehr große Dankbarkeit!

– dass Thomas nicht so sehr unter der Chemo zu leiden hat mit Übelkeit, Haarausfall und was man sonst so an Nebenwirkungen kennt

– dass mein Kind so unendlich geduldig mit mir ist. Mir Halt gibt, obwohl sie nun wirklich genug mit ihrem Studium zu tun hat.

– für den besten Schwiegersohn der Welt, der mir mal bei Reparaturen hilft oder mir beim über-Ostern-Lebensmittel-und-Getränke-nach-Hause-Schleppen geholfen hat. Ohne ihn hätte ich mindestens zweimal loslaufen müssen!!! Danke du Lieber ♥ ♥ ♥

– dass ich Freunde habe bei denen ich mal schlechte Laune, Wut und Traurigkeit abladen darf

– dass trotz viel Schnee die Sonne hier scheint

– für viele aufmunternde Bücher meiner Lieblingsschriftstellerin, wenigstens da hab ich mal Heile Welt 😉

So, nu nochmal Korrekturlesen und dann ab, hier posten und versuchen das ganze auch noch ins Tagebuch zu kriegen…